Hier erhalten Sie nähere Informationen zu Krankheitsbildern, die in der LWL-Klinik Marsberg behandelt werden.
- Angststörungen
- Belastungs- und Anpassungsstörungen
- Bindungsstörungen
- Entwicklungsstörungen (tiefgreifende)
- Essstörungen
- Depressive Episoden
- Medienabhängigkeit
- Persönlichkeitsstörungen
- Phobische Störungen bei Kindern und Jugendlichen
- Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
- Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
- Schulabsentismus
- Störungen des Sozialverhaltens
- Zwangsstörungen
Angststörungen
Die Hauptsymptomatik von Angststörungen ist übermäßig ausgeprägte bzw. unrealistische Angst, die nicht auf bestimmte Objekte bzw. Situationen begrenzt ist, sondern situationsunabhängig auftritt. Lediglich bei Angststörungen im Zusammenhang von Trennungsängstlichkeit entsteht die Angst konkret situationsbezogen im Zusammenhang von Trennung, z.B. bei manchen Formen des Schulabsentismus. Im Gegensatz dazu bezieht sich die Angst bei phobischen Störungen, die nicht den Angststörungen zugeordnet sind sondern eine extra Gruppe darstellen, auf ganz bestimmte Objekte oder Situationen. Depressive und Zwangssymptome aber auch einige Elemente phobischer Angst können bei Angststörungen zusätzlich vorhanden sein, stehen aber nicht im Vordergrund des Störungsbildes.
Belastungs- und Anpassungsstörungen
Als primäre auslösende Faktoren sind außergewöhnlich belastende Lebensereignisse oder Veränderungen im Leben vorhanden.
Akute Belastungsreaktion
Es handelt sich um eine vorübergehende Störung von beträchtlichem Schweregrad, die als Reaktion auf eine außergewöhnliche körperliche und/oder seelische Belastung auftritt und im Allgemeinen innerhalb von Stunden oder Tagen abklingt.
Leitsymptome:
- Gemischtes und gewöhnlich wechselndes Bild mit Dissoziation, Derealisation, Depression, Angst, Ärger, Verzweiflung, Hyperaktivität und Rückzug; bei Kindern auch regressives Verhalten, Anklammern, Mutismus.
- Kein Symptom ist längere Zeit vorhanden.
- Rasche Remission, längstens innerhalb von wenigen Stunden, wenn eine Entfernung aus der belastenden Umgebung möglich ist. Ansonsten klingen die Symptome in der Regel nach 24-72 Stunden ab und sind gewöhnlich nach 3 Tagen nur noch minimal vorhanden.
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Es handelt sich um eine verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung, dies können Unfälle und Naturkatastrophen, durch Menschen verursachtes Traumata wie körperliche oder sexuelle Gewalt oder Kriegstraumata sein. Die Störung folgt dem Trauma mit einer Latenz, die Wochen oder Monate (selten mehr als 6) dauern kann.
Leitsymptome sind:
- Wiedererleben (z.B. in Form von belastenden inneren Bildern)
- Vermeidungsverhalten, z.B. von Orten und Situationen, die mit dem Trauma in Erinnerung stehen, oft begleitet von einem Gefühl emotionaler Taubheit und Rückzugsverhalten
- Zustand der Übererregung, der eine Art dauernde Alarmbereitschaft des Körpers darstellt
- Auftreten innerhalb von 6 Monaten nach einem traumatischen Ereignis ungewöhnlicher subjektiver Schwere und Bedrohlichkeit (des eigenen Lebens/der eigenen Gesundheit oder des Lebens einer nahen Bezugsperson), selten auch - mit längerer Latenz und ggfs. erneutem Auslöser - später
- Wiederholte unausweichliche Erinnerung oder Wiederinszenierung der Ereignisse in Gedächtnis, Tagträumen, Traum (bei Kindern auch unspezifische Albträume), Spiel (erfordert sorgfältige Beobachtung)
- Häufig deutlicher emotionaler und sozialer Rückzug, Gefühlsabstumpfung, Vermeidung von Reizen, die eine Wiedererinnerung an das Trauma hervorrufen könnten; Interessenverlust
- Schlafstörungen, Gefühl von Bedrohung und Alarmbereitschaft, Schreckhaftigkeit, Übererregtheit
- Beeinträchtigungen der Stimmung (oft: Depression, Angst, bei Kleinkindern auch aggressive Erregungszustände) tragen zur Diagnosestellung bei.
Anpassungsstörungen
Es handelt sich um Zustände von subjektivem Leid und emotionaler Beeinträchtigung, die nach einem belastenden Lebensereignis oder einer entscheidenden Lebensveränderung auftreten. Die Störung beginnt im Allgemeinen innerhalb eines Monats nach dem belastenden Ereignis und hält meist nicht länger als 6 Monate an.
- Die Symptomatik äußert sich in emotionalen Störungen (depressive Stimmung und/oder Angst, Sorge) mit daraus resultierenden sozialen Beeinträchtigungen, dem Gefühl der Überforderung und/oder in Störungen des Sozialverhaltens
Bindungsstörungen
Eine Bindungsstörung entsteht in den ersten 5 Lebensjahren durch schwerwiegende Traumata wie Kindesmisshandlung, Missbrauch oder massive Vernachlässigung. Weitere Ursachen sind Verluste von Beziehungspersonen, langandauernde Abbrüche von Beziehungen und schwere psychische oder körperliche Erkrankungen der Eltern. Bei schweren Fällen kommt es zu Wachstumsstörungen.
Die Bindungsstörung ist häufig ein Vorläufer von verschiedenen psychischen Störungen im späteren Lebenslauf wie Persönlichkeitsstörungen.
Formen der Bindungsstörungen:
Bei der Reaktiven Bindungsstörung des Kindesalters treten vor allem emotionale widersprüchliche Reaktionen auf, die für Außenstehende nicht immer erklärbar sind. Diese Emotionen sind unter anderem erkennbar durch Aggressionen gegen sich selbst oder andere, verschiedene Ängste, Unglücklichsein, Übervorsichtigkeit, und einer Mischung von Annäherung und Vermeidung von Beziehungen zu Betreuungspersonen.
Bei der Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung handelt es sich um eine nicht angemessene Reaktion auf Beziehungsangebote von fremden Personen mit wahlloser Freundlichkeit und Distanzlosigkeit und Aufmerksamkeitssuchendes Verhalten. Emotionale Auffälligkeiten sind nicht im Vordergrund, dennoch kann aggressives Verhalten gegen sich oder andere auftreten. Es bestehen kaum feste soziale Bindungen, bei Traurigkeit wird daher Trost entweder bei Keinem oder wahllos bei Jedem gesucht.
Die Therapie der Bindungsstörung wird durch verschiedene Bezugspersonen, Therapeuten und Ärzte gemeinsam gestaltet. Entscheidend ist dabei, dem Kind ein stabiles, sicheres und förderndes Umfeld zu schaffen. Dabei können Medikamente z. B. bei Depression oder aggressivem Verhalten hilfreich sein.
Entwicklungsstörungen (tiefgreifende)
Die häufigste tiefgreifende Entwicklungsstörung mit einer Häufigkeit (Prävalenz) von ca. 1% ist die Autismusspektrumstörung (ICD-11). Unter Autismus versteht man laut ICD-10 (aktuell zugrunde gelegtes Diagnosemanual) eine Form der Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, die während der gesamten Lebenszeit bestehen bleibt.
Der Frühkindliche Autismus manifestiert sich vor dem vollendeten dritten Lebensjahr. Der atypische Autismus umfasst Teilaspekte des frühkindlichen Autismus. Das Asperger-Syndrom ist eine Autismus-Variante mit gutem Sprachniveau. Die ICD-10 unterscheidet an weiteren Tiefgreifenden Entwicklungsstörung das Rett-Syndrom, die sonstige desintegrative Störung des Kindesalters sowie die Hyperaktive Störung mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypien.
Für die Diagnosestellung des frühkindlichen Autismus sind folgende Symptome wesentlich:
- Starke Auffälligkeiten in der gegenseitigen sozialen Interaktion (dazu zählt z.B. auffälliger oder fehlender Blickkontakt; ausgeprägte Schwierigkeiten, Beziehung zu Gleichaltrigen aufzunehmen; Gefühlsäußerungen, wie jemanden zu trösten, fehlen; andere Personen scheinen wie Gegenstände benutzt zu werden...)
- große Auffälligkeiten in der Kommunikation und Sprachentwicklung (z. B. 1/3 der Kinder mit frühkindlichem Autismus entwickelt entweder keine oder eine unverständliche Sprache; es erfolgt keine Kompensation der mangelnden Sprachfähigkeiten durch Mimik oder Gestik; Wortneubildungen, Vertauschung der Personalpronomina, Echolalie...)
- Repetitive, restriktive und stereotype Verhaltensmuster (z. B. Ausgedehnte Beschäftigung mit stereotypen, ungewöhnlichen Handlungen und eng begrenzten Spezialinteressen; zwanghaftes Festhalten an Ritualen und ängstliche oder aggressive Reaktion bei Abweichung davon oder bei Veränderung; Drehen oder Flackern der Finger vor den Augen, Schaukeln, Auf-und-ab-Hüpfen; ungewöhnliches Interesse an sensorischen Teilaspekten wie am Anblick, Berühren, an Geräuschen, am Geschmack oder Geruch von Dingen oder Menschen).
Essstörungen
Anorexia nervosa (Magersucht)
Selbst verursachter bedeutsamer Gewichtsverlust, Beibehaltung eines für das Alter zu niedrigen Körpergewichtes oder unzureichende altersentsprechende Gewichtszunahme, die mit der überwertigen Idee einhergeht, trotz Untergewicht zu dick zu sein. Der Häufigkeitsgipfel liegt bei 14/15 Jahren. Aktuelle Untersuchungen zeigen eine Zunahme der kindlichen Magersucht mit Beginn vor dem 14.Geburtstag.
Leitsymptome:
- Absichtliche Gewichtsabnahme, unzureichende Gewichtszunahme oder Bestehen auf einem für das Lebensalter zu niedrigem Körpergewicht
- Körpergewicht unterhalb 85% des zu erwartenden Gewichtes (Body-Mass-Index < 10. BMI-Perzentile)
- Körperbildstörung/Körperschemastörung mit ausgeprägter Angst dick zu sein oder zu werden
- Vermeidung hochkalorischer Speisen oder fast vollständiger Verzicht auf Nahrung und/oder Beschränkung auf spezifische Lebensmittel (z.B. fettarm, kohlehydratearm)
- Extrem langsames und auffälliges Essverhalten, Rituale beim Essen, Horten von Lebensmitteln
- Ggf. Erbrechen und/oder andere gegensteuernde Maßnahmen (z.B. Abführmittel) zur Gewichtsreduktion
- Häufige Gewichtskontrollen (z.B. mehrfach tägliches Wiegen)
- Übertriebene körperliche Aktivität, die von einigen Patientinnen wie ein Zwang erlebt wird
- Mangelnde Krankheits- und Behandlungseinsicht
- Überbewertung von Figur und Gewicht
- Hormonelle Störungen: Ausbleiben der Periode (Amenorrhö) (nicht zwingend) (gilt nicht bei medikamentöser Hormonsubstitution), Verzögerung der Pubertätsentwicklung bei Beginn vor der Pubertät
- Libidoverlust
- Körperliche Folgen des Hungerns z.B. Bradykardie, Herzbeutelerguss, Herzrhythmusstörungen, Ödeme, trockene Haut, Frieren, Haarausfall, kühle Hände/Füße, Störungen der Blutbildung, Hautblutungen, Verstopfung, Völlegefühl, Störungen im Magen-Dram-Trakt
- Psychische Folgen des Hungerns z.B. Gereiztheit, Depression, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsstörungen, sozialer Rückzug.
Bulimie (Ess-Brech-Sucht)
Bulimie ist eine Essstörung, bei der die betroffenen ein unkontrolliertes Verlangen nach Essen haben (Heisshungerattacken) und anschließend gewichtsreduzierende Maßnahmen durchführen ( z.B. Erbrechen, Abführmittel, Fasten etc.) vor dem Hintergrund einer krankhaften Furcht, zu dick zu werden bzw. zu sein. Der Erkrankungsbeginn liegt oft im späten Jugendalter.
Leitsymptome:
- Heißhungerattacken, bei denen große Nahrungsmengen konsumiert werden, mit häufig anschließendem Erbrechen
- Weitere gegenregulierende Maßnahmen, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden z.B. durch reduzierte Nahrungszufuhr, Medikamente wie z.B. Abführmittel oder Appetitzügler, exzessive Bewegung
- Andauernde Beschäftigung mit dem Thema Essen
- Ggf. Menstruationsstörungen
- Überbewertung von Figur und Gewicht (s.o.)
Depressive Episoden
Es handelt sich um eine mindestens 2 Wochen andauernde Störung mit gedrückter Stimmung, Verlust von Freude und Interesse und erhöhter Ermüdbarkeit. Die Symptomatik ist vielfältig, z.T. altersabhängig und wenig situationsgebunden. Somatische und/oder psychotische Symptome können zusätzlich vorhanden sein.
Nach der ICD-10 wird für die Symptomatik einer depressiven Episode eine Dauer von mindestens 2 Wochen gefordert. Kürzere Zeiträume können berücksichtigt werden, wenn die Symptome ungewöhnlich schwer oder schnell auftreten.
Die Leitsymptome drücken sich in emotionalen und vegetativ-körperlichen Störungen aus, wobei die ersten drei für die Diagnosestellung immer vorhanden sein müssen:
- Gedrückte Stimmung ohne deutliche Abhängigkeit von bestimmten Lebensumständen
- Verlust von Interesse oder Freude
- Erhöhte Ermüdbarkeit
- Verlust von Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl
- Unbegründete Selbstvorwürfe
- Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder an Suizid oder suizidales Verhalten
- Änderung der psychomotorischen Aktivität (Agitiertheit oder Hemmung), verminderter Antrieb
- Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden
- Schlafstörungen (typisch sind Ein- und Durchschlafstörungen sowie Früherwachen)
- Störungen des Appetits
- Vermindertes Denk- oder Konzentrationsvermögen.
Zu beachten sind entwicklungs- und altersabhängige Symptome bzw. die Veränderungen, die sich im Vergleich zur an Erwachsenen erhobenen Leitsymptomatik ergeben.
Die aus dem Erwachsenenalter bekannte Schweregradeinteilung ist vor allem nach der Pubertät auch im Jugendalter weitgehend gültig. Für das Kindesalter gibt es noch keine einheitliche Schweregradeinteilung; sie erfolgt v.a. nach dem klinischen Bild der Beeinträchtigung. Aufgrund des heterogenen Erscheinungsbildes sind im Einzelfall die Ausprägungen der Symptomatik abzuwägen.
Im Jugendalter gelingt meist eine Annäherung an die ICD-10-Einteilung der Erwachsenen:
Die depressiven Episoden werden jeweils in leicht, mittelgradig und schwer unterteilt.
Bei der leichtgradigen Störung kann der Betreffende unter Schwierigkeiten seine normalen schulischen und sozialen Aktivitäten fortsetzen, eine mittelgradige Störung führt zu erheblichen Schwierigkeiten bei sozialen, häuslichen und schulischen Aufgaben. Eine schwere episodische oder rezidivierende depressive Störung führt zu einer sehr begrenzten Fortführung oder zu dem völligen Erliegen der allgemeinen Aktivitäten.
Veränderung der Symptome im Entwicklungsverlauf
Im Kleinkindalter (1-3 Jahre)
- wirkt traurig
- ausdrucksarmes Gesicht
- erhöhte Irritabilität
- gestörtes Essverhalten
- Schlafstörungen
- selbststimulierendes Verhalten: Jactatio capitis, exzessives Daumenlutschen
- genitale Manipulationen
- auffälliges Spielverhalten: reduzierteKreativität und Ausdauer
- Spielunlust
- mangelnde Phantasie
Im Vorschulalter (3-6 Jahre)
- trauriger Gesichtsausdruck
- verminderte Gestik und Mimik
- leicht irritierbar und äußerst stimmungslabil
- mangelnde Fähigkeit, sich zu freuen
- introvertiertes Verhalten, aber auch aggressives Verhalten
- vermindertes Interesse an motorischen Aktivitäten
- Eßstörungen bis zu Gewichtsverlust/-zunahme
- Schlafstörungen: Alpträume, Ein- und Durchschlafstörungen
Bei Schulkindern
- verbale Berichte über Traurigkeit
- suizidale Gedanken
- Befürchtungen, dass Eltern nicht genügend Beachtung schenken
- Schulleistungsstörungen
Im Pubertäts- und Jugendalter
- vermindertes Selbstvertrauen
- Apathie, Angst, Konzentrationsmangel
- Leistungsstörungen
- zirkadiane Schwankungen des Befindens
- psychosomatische Störungen
- Kriterien der depressiven Episode
- psychische und somatische Symptome zu früherem Zeitpunkt vorhanden
Medienabhängigkeit
Medienabhängigkeit ist ein immer größer werdendes Problem in der heutigen Gesellschaft und mittlerweile als psychische Erkrankung anerkannt.
Medien bestimmen unseren heutigen Alltag und ohne könnten wir uns ein Leben gar nicht mehr vorstellen. Wenn der Medienkonsum aber überhandnimmt, kann es zu gravierenden Problemen kommen, wie Schulvermeidung, Depressionen, soziale Isolation usw. Eine psychotherapeutische Behandlung ist dann dringend notwendig.
In der Behandlung Medienabhängiger sollen diese eine Medienkompetenz erlernen, d.h. einen sinnvollen und angemessenen Umgang mit den Medien lernen. Ein vollkommener Entzug von Medien ist auf Dauer nämlich nicht realistisch. Zusätzlich sollte die bestehende komorbide Störung, häufig Depressionen, Ängste oder auch ADHS, behandelt werden.
Medien können sehr nützlich sein und gehören zum heutigen Leben dazu. Daher sind unsere Ziele die Behandlung der komorbiden Störung und die Verbesserung der Medienkompetenz. Eine stationäre Behandlung ist indiziert, wenn es zu Schulvermeidung kommt, der Jugendliche nicht mehr am Familienalltag teilnimmt oder keinerlei anderen Aktivitäten mehr nachkommt.
Persönlichkeitsstörungen
"Persönlichkeitsstörungen" erfassen für das Individuum typische stabile und beherrschende (pervasive) Verhaltensweisen, die sich als rigide Reaktionsmuster in unterschiedlichsten Lebenssituationen manifestieren und mit persönlichen Funktionseinbußen und/ oder sozialem Leid einhergehen. Die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung wird in der Adoleszenz aufgrund der noch vorhandenen Entwicklungspotenziale äußerst zurückhaltend gestellt. Andererseits lässt sich bei den meisten Persönlichkeitsstörungen ein Kontinuum zwischen Verhaltensmustern in Kindheit und Jugend und denen des Erwachsenenalters nachweisen, sodass aus klinisch-praktischen Erwägungen die Verdachtsdiagnose einer Persönlichkeitsstörung bereits in der späten Adoleszenz sinnvoll sein kann. Aufgrund neuerer Verlaufsuntersuchungen ist allerdings auch im Erwachsenenalter die Vorgabe der Klassifikationssysteme nach hoher Stabilität der Störung kaum aufrecht zu erhalten. Eine Persönlichkeitsstörung ist also nicht zwangsläufig eine Lebenszeitdiagnose.
Phobische Störungen bei Kindern und Jugendlichen
- Gruppe von Störungen, bei der Angst ausschließlich oder überwiegend durch eindeutig definierte, im Allgemeinen ungefährliche Situationen oder Objekte - außerhalb der betreffenden Person - hervorgerufen wird
- Diese Situationen oder Objekte werden charakteristischerweise gemieden oder mit ausgeprägter Angst ertragen.
- Phobische Angst ist subjektiv, physiologisch und im Verhalten von anderen Angstformen nicht zu unterscheiden, sie variiert zwischen leichtem Unbehagen bis zur Panik.
- Befürchtungen des Betroffenen können sich auf Einzelsymptome wie Herzklopfen oder Schwächegefühl beziehen, sie treten häufig zusammen auf mit sekundären Ängsten vor dem Sterben, Kontrollverlust oder dem Gefühl, verrückt zu werden.
- Die Angst wird nicht durch die Erkenntnis gemildert, dass andere solche Situationen oder Objekte nicht als gefährlich oder bedrohlich betrachten.
- Allein die Vorstellung, dass die phobische Situation eintreten könnte, erzeugt gewöhnlich schon Erwartungsangst.
- Psychische oder vegetative Symptome sind primäre Manifestationen der Angst und beruhen nicht auf anderen Symptomen wie Wahn- oder Zwangsgedanken.
Agoraphobie
- Hauptmerkmal ist die Angst, sich an Orten oder in Situationen zu befinden, von denen aus ein Rückzug an einen sicheren Platz, im Allgemeinen nach Hause, schwierig oder peinlich ist.
- Die Angst muss in mindestens 2 der folgenden umschriebenen Situationen auftreten: In Menschenmengen, auf öffentlichen Plätzen, bei Reisen mit weiter Entfernung von zu Hause oder bei Reisen alleine.
- Die Vermeidung der phobischen Situation ist wesentlich.
Soziale Phobien
- Diese Störungen zentrieren sich um die Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen in verhältnismäßig kleinen Gruppen (nicht dagegen in Menschenmengen).
- Die Angst ist auf bestimmte soziale Situationen beschränkt oder überwiegt in solchen Situationen.
- Die phobischen Situationen werden vermieden.
- Der Beginn liegt häufig im Jugendalter.
Spezifische Phobien
- Die Angst bezieht sich isoliert auf bestimmte Objekte oder spezifische Situationen.
- Diese Objekte oder Situationen werden vermieden.
- Spezifische Phobien entstehen gewöhnlich in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter und können unbehandelt jahrzehntelang bestehen.
Phobische Störungen des Kindesalters
- Abnorm gesteigerte Furcht vor alterstypisch angstbesetzten Objekten oder Situationen
- Der Beginn liegt in der entwicklungsangemessenen Altersstufe
- Ausgeprägtes Vermeidungsverhalten gegenüber solchen Objekten oder Situationen
- Die Angst ist nicht Teil einer generalisierten Störung.
Störung mit sozialer Überempfindlichkeit des Kindesalters
- Kinder mit dieser Störung zeigen eine durchgängige oder wiederkehrende altersunangemessene Furcht vor Fremden oder meiden diese.
- Dieses Verhalten führt zu einer bedeutsamen sozialen Beeinträchtigung.
- Die Störung beginnt vor dem sechsten Lebensjahr und ist nicht Teil einer generalisierten Störung.
Leitsymptome:
Agoraphobie
- Die Angst kann sich darauf beziehen, die Wohnung/das eigene Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten, sich in eine Menschenmenge oder auf öffentliche Plätze zu begeben, alleine in Zügen, Bussen oder Flugzeugen zu reisen bzw. darauf, sich aus einer bestimmten Situation nicht sofort und leicht an einen sicheren Platz, im Allgemeinen nach Hause, zurückziehen zu können.
- Ängste, zu kollabieren und hilflos in der Öffentlichkeit liegen zu bleiben, führen häufig zur Panik.
- Das Fehlen eines sofort nutzbaren "Fluchtweges" kennzeichnet viele dieser agoraphobischen Situationen.
- Die Angst wird von vegetativen Symptomen wie Tachykardie, Schweißausbrüchen, Tremor, Mundtrockenheit, Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl, Thoraxschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen begleitet.
- Auch wenn der Schweregrad der Angst und das Ausmaß des Vermeidungsverhaltens variieren, ist diese Phobie besonders einschränkend; einige Betroffene sind schließlich völlig an ihr Haus gefesselt.
- Depressive und zwanghafte Symptome sowie soziale Phobien können zusätzlich vorhanden sein, beherrschen aber das klinische Bild nicht.
- Der Beginn liegt meist im frühen Erwachsenenalter, überwiegend sind Frauen betroffen.
- Ohne effektive Behandlung chronifiziert die Störung häufig.
Soziale Phobien
- Zentral ist die Furcht vor prüfender Betrachtung in überschaubaren Gruppen (nicht in Menschenmengen).
- Die Angst kann sich auf bestimmte Situationen wie Essen oder Sprechen in der Öffentlichkeit oder Treffen mit dem anderen Geschlecht beschränken; sie kann aber auch unbestimmt sein und in fast allen sozialen Situationen außerhalb der Familie auftreten.
- Häufig bestehen niedriges Selbstwertgefühl und Furcht vor Kritik.
- Als Begleitphänomene können Erröten, Vermeiden von Blickkontakt, Zittern, Übelkeit oder Drang zum Wasserlassen auftreten.
- -Die Symptomatik kann sich bis zu Panikattacken verstärken.
- Ausgeprägtes Vermeidungsverhalten kann zu vollständiger sozialer Isolierung führen.
- ie Störung wird oft nicht erkannt, neigt zu chronischem Verlauf und geht im Erwachsenenalter mit vermehrter sozialer Beeinträchtigung und häufigen komorbiden Störungen einher.
Spezifische Phobien
- Die Angst bezieht sich isoliert auf spezifische Objekte oder Situationen wie bestimmte Tiere, Höhe, Donner, Dunkelheit, Fliegen, geschlossene Räume, Prüfungen, Urinieren oder Defäzieren auf öffentlichen Toiletten, Verzehr bestimmter Speisen, Zahnarztbesuch, Anblick von Blut oder Verletzungen oder darauf, bestimmten Erkrankungen (Strahlenkrankheiten, Geschlechtskrankheiten, AIDS) ausgesetzt zu sein.
- Obwohl die auslösende Situation sehr spezifisch ist, kann sie Panik auslösen.
- Spezifische Phobien entstehen gewöhnlich in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter und können unbehandelt jahrzehntelang bestehen.
- Das Ausmaß der spezifischen Angst bleibt in der Regel konstant.
- Das Ausmaß der Funktionsbeeinträchtigung hängt vom Vermeidungsverhalten ab.
Phobische Störungen des Kindesalters
- Unangemessen ausgeprägte Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen, die in bestimmten Entwicklungsphasen von der Mehrheit der Kinder als beängstigend erlebt werden, z.B. laute Geräusche, imaginäre Gestalten (Gespenster), Tiere (Hunde), Dunkelheit oder Gewitter
- Typische vegetative Begleiterscheinungen sind Herzklopfen, Schwitzen, Zittern, Atembeschwerden sowie Beklemmungs- und Schwindelgefühle.
- Ausgeprägtes Vermeidungsverhalten gegenüber solchen Objekten oder Situationen
- Erzwungene Konfrontation mit dem angstbesetzten Objekt bzw. der angstbesetzten Situation löst ausgeprägte Angst aus und wird typischerweise mit Weinen, Schreien, Fortlaufen oder Anklammern an Bezugspersonen beantwortet.
Störungen mit sozialer Überempfindlichkeit im Kindesalter
- Anhaltende und ausgeprägte Ängstlichkeit in sozialen Situationen, in denen das Kind auf fremde Personen trifft
- Es besteht Befangenheit, Verlegenheit oder übertriebene Sorge über die Angemessenheit des eigenen Verhaltens Fremden gegenüber.
- Auf neue oder erzwungene soziale Situationen wird mit deutlichem Leid und Unglücklichsein, mit Weinen, Schweigen oder Rückzug reagiert.
- Die Angst kann sich entweder auf Erwachsene oder auf Gleichaltrige sowie auf beide Gruppen beziehen.
- Typischerweise werden solche Situationen vermieden.
- Zu Familienmitgliedern oder anderen vertrauten Personen bestehen unbeeinträchtigte selektive Bindungen.
- Die sozialen Beziehungen sind deutlich beeinträchtigt.
Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
Diese Gruppe umfasst verschiedene Störungen, deren Schweregrad von einer akuten, unkomplizierten Intoxikation und schädlichem Gebrauch bis hin zu psychotischen Störungen oder schweren Abhängigkeitssyndromen reicht. Die Gemeinsamkeit besteht im Gebrauch einer oder mehrerer psychotroper Substanzen.
Leitsymptome:
Akute Intoxikation
Ein vorübergehendes Zustandsbild nach Aufnahme von Alkohol oder anderen psychotropen Substanzen mit Störungen von Bewusstsein, kognitiven Funktionen, Wahrnehmung, Affekt, Verhalten oder anderer psychophysiologischer Funktionen und Reaktionen.
Schädlicher Gebrauch
Ein Konsumverhalten, das zu einer Gesundheitsschädigung führt. Diese kann eine körperliche Störung sein, z.B. eine Hepatitis durch Selbstinjektion von Substanzen, oder eine psychische Störung, z.B. eine depressive Episode durch massiven Alkoholkonsum. Diese Kategorie umfasst aber auch Kinder und Jugendliche, bei denen das Konsumverhalten zu einer signifikanten Entwicklungsbeeinträchtigung führt, die also aufgrund ihres Substanzgebrauchs gravierende negative Konsequenzen in Familie, Schule und in ihren Beziehungen zu Gleichaltrigen mit einer Verschlechterung ihres psychosozialen Funktionsniveaus aufweisen.
Abhängigkeitssyndrom
Ein entscheidendes Charakteristikum der Substanzabhängigkeit ist der oft starke, gelegentlich übermächtige Wunsch, psychotrope Substanzen oder Medikamente (ärztlicherseits verordnet oder nicht), Alkohol oder Tabak zu konsumieren.
Diese Diagnose soll nur dann gestellt werden, wenn 3 oder mehr der folgenden Kriterien in den letzten 12 Monaten mindestens einen Monat lang gleichzeitig bestanden oder während der letzten 12 Monate wiederholt vorhanden waren:
- Starker Wunsch oder eine Art Zwang, psychotrope Substanzen zu konsumieren
- Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums
- Auftreten eines Entzugssyndroms bei Beendigung oder Reduktion des Konsums, entweder in Form substanzspezifischer Entzugssymptome oder durch die Einnahme der gleichen oder einer nahe verwandten Substanz, um Entzugssymptome zu mildern oder zu vermeiden
- Nachweis einer Toleranz: Um die ursprünglich durch niedrigere Dosen erreichten Wirkungen der psychotropen Substanz hervorzurufen, sind zunehmend höhere Dosen erforderlich.
- Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums, erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen
- Anhaltender Substanzkonsum trotz eindeutiger körperlich, psychisch oder sozial schädlicher Folgen; dabei sollte festgestellt werden, dass der Konsument sich tatsächlich über Art und Ausmaß der schädlichen Folgen im Klaren war oder dass zumindest davon auszugehen ist.
Entzugssyndrom
Ein Entzugssyndrom kann bei absolutem oder relativem Entzug einer Substanz auftreten, die wiederholt und zumeist über einen längeren Zeitraum oder in hoher Dosierung konsumiert worden ist. Beginn und Verlauf des Entzugssyndroms sind zeitlich begrenzt und abhängig von der Substanzart und der Dosis, die unmittelbar vor dem Absetzen verwendet worden ist. Meistens zeigen sich Schlafstörungen, Gespanntheit, Unruhe, verminderte Impulskontrolle und Affektlabilisierung, vegetative Symptomatik wie Herzklopfen und Schweißausbrüche, gelegentlich Kreislaufbeschwerden. Auch eine deutliche Verschlechterung der Stimmung im Sinne einer depressiven oder gar suizidalen Krise ist möglich. Ein Entzugssyndrom kann durch Krampfanfälle kompliziert werden.
In sehr abgeschwächter Form kann eine Entzugssymptomatik Wochen bis Monate fortbestehen, z.B. in Form von innerer Unruhe, Schlafstörungen und Verlangen nach dem Suchtmittel (Craving). Craving kann jedoch auch längere Zeit nach dem körperlichen Entzug noch durch konditionierte Stimuli ausgelöst werden.
Entzugssyndrom mit Delir
Das klassische Entzugssyndrom mit Delir, z.B. als alkoholbedingtes Delirium tremens, ist bei Jugendlichen selten zu finden, da die Dauer des Missbrauchs für dessen Entwicklung in der Regel zu kurz ist.
Psychotische Störung
Durch psychotrope Substanzen (u.a. Alkohol, Amphetamine und verwandte Substanzen, Cannabis, Kokain, Halluzinogene, Phencyclidin und psychotrope Alkaloide) können psychische Syndrome induziert werden, die nicht substanzinduzierten psychotischen oder wahnhaften Störungen ähneln oder gleichen. Kennzeichnend sind lebhafte Halluzinationen, typischerweise akustische, oft aber auf mehr als einem Sinnesgebiet, Personenverkennungen, Beziehungs- oder Verfolgungsideen sowie Wahn. Psychomotorische Störungen, wie Erregung oder Stupor, sowie ein abnormer Affekt in Form von intensiver Angst, erheblicher Aggression oder auch Ekstase kommen vor.
Die Symptome treten gewöhnlich während oder unmittelbar (meist innerhalb von 48 Stunden) nach dem Substanzgebrauch auf, gehen typischerweise innerhalb eines Monats zumindest teilweise zurück, innerhalb von 6 Monaten in der Regel vollständig. Wenn eine substanzinduzierte psychotische Störung mehr als 2 Wochen nach dem Substanzkonsum beginnt, ist sie als "Verzögert auftretende substanzbedingte psychotische Störung" einzuordnen.
Insbesondere
Störungen durch Alkohol
Bei akuter Alkoholintoxikation kommt es zu affektiver Enthemmung, Aggressivität und Affektlabilität, Stand- und Gangunsicherheit und verwaschener Sprache, bei sehr hohen Blutspiegeln zu Sedierung und Bewusstseinsstörung bis hin zum Koma.
Beim Alkoholentzugssyndrom können vegetative Hyperaktivität, Tremor, Schlaflosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, flüchtige visuelle, taktile oder akustische Halluzinationen oder Illusionen, psychomotorische Agitiertheit, Angst und Grand-mal-Anfälle auftreten.
Störungen durch Cannabinoide
Eine Cannabisintoxikation beginnt in der Regel mit einem Hochgefühl, gefolgt von unangemessenem Lachen und Gefühlen von Großartigkeit, Sedierung und Lethargie, Beeinträchtigungen von Reaktionsgeschwindigkeit, Kurzzeitgedächtnis und Urteilsvermögen, verlangsamtem Zeiterleben. Manchmal kommt es zu Dysphorie, Angst, Misstrauen und paranoiden Vorstellungen. Bei höherer Dosis können auch akustische, optische oder taktile Illusionen oder Halluzinationen bei erhaltener Orientierung, Depersonalisation und Derealisation sowie eine drogeninduzierte Psychose auftreten. Somatische Symptome einer akuten Cannabisintoxikation sind Augenrötung, Appetitsteigerung, Mundtrockenheit und Tachykardie.
Eine Cannabisentzugssymptomatik manifestiert sich in starkem Verlangen nach erneuter Einnahme von Cannabis, Unruhe, Reizbarkeit, Aggressivität, Schlaflosigkeit, Träume mit ungewöhnlichen Inhalten ("strange dreams"), Appetitminderung und Gewichtsverlust [Budney et al. 2004].
Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
Als Schizophrenie werden psychische Erkrankungen bezeichnet, die zur Gruppe der Psychosen gehören. Die Erkrankung kann vor dem 18. und selten sogar vor dem 13. Lebensjahr auftreten und betrifft im akuten Krankheitsstadium fast alle Bereiche des inneren Erlebens und Verhaltens, insbesondere die Wahrnehmung, das Denken und Fühlen. Dabei steht im Vordergrund eine Störung der Wahrnehmung und des Bezugs zur Realität. Es treten jedoch verschiedene Wahrnehmungsstörungen auf, vor allem im akustischen und optischen Bereich.
Plus- und Minussymptome
Bei den Symptomen wird im Detail unterschieden zwischen Plus- und Minussymptomen. Bei Plussymptomen handelt es sich um verschiedene offensichtliche Symptome, wie Wahnvorstellungen, Verfolgungswahn, paranoide Vorstellungen und akustische als auch optische Halluzinationen, also das Hören von nicht wirklich vorhandenen Stimmen oder das Sehen von nicht wirklich vorhandenen Gegenständen oder Menschen, Gedankeneingebung: Erleben der eigenen Gedanken als von anderen aufgezwungen; Gedankenausbreitung: Vorstellung, andere könnten die eigenen Gedanken „abhören“ oder „mitlesen“; Gedankenentzug: Verlustgefühl, dass andere die eigenen Gedanken stehlen oder abschneiden; Fremdsteuerung: Gefühl, von anderen wie ein ferngelenkter Roboter gesteuert zu werden.
Minussymptome sind dagegen weniger auffällig. Hierzu gehören die Verarmung der Gemütserregungen und einer verminderten Fähigkeit „emotional mitzumachen“ und eine mangelnde Bandbreite von Emotionen in Wahrnehmung, Erleben und Ausdruck aber auch Lust- und Freudlosigkeit und Konzentrationsprobleme.
Selten treten Katatone Symptome wie Erregung, Haltungsauffälligkeiten und Stupor, also Erstarrungen auf.
Bei schizoaffektiven Störungen treten sowohl schizophrene als auch affektive Symptome, wie Depression oder Manie, während derselben Krankheitsphase auf. Schizotype Störungen weisen ähnliche Symptome wie die Schizophrenie auf, jedoch ohne Halluzinationen und Wahn.
Wahnhafte Störungen sind charakterisiert durch einen anhaltenden Wahn, der weder als organisch noch als schizophren oder affektiv klassifiziert werden kann.
Therapie:
Eine ganze Reihe von Behandlungsmöglichkeiten kommen zum Einsatz, die es den Patienten häufig ermöglichen, ein weitgehend beschwerdefreies Leben zu führen. Zu diesen Behandlungsmöglichkeiten zählen die antipsychotischen Medikamente, Psychoedukation, also die Aufklärung des Patienten über seine eigene Erkrankung, Psychotherapie, kognitives Training zur Steigerung der Konzentration, Ergotherapie, Schulbesuch und vieles mehr.
Schulabsentismus
Unter Schulabsentismus wird das Fernbleiben von der Schule beschrieben. Dem zugrunde liegen können verschiedene Problemkonstellationen mit vielfältigen Einflussfaktoren auf schulischer, sozialer, familiärer und individueller Ebene.
Je nach Ursache kann eine Schulphobie, Schulangst oder Schulschwänzen vorliegen, dabei treten auch Mischformen auf.
Der Schulphobie liegt eine Angststörung zugrunde, die sich auf die Trennung von der primären Bezugsperson (zumeist von der Mutter) bezieht. Diese Beziehung ist besonders eng, eine Trennung ist nur schwer möglich aufgrund von Trennungsängsten, die Kinder bleiben generell nicht gerne alleine. Die Kinder haben oft Sorge, dass der Mutter etwas Schlimmes passieren könnte. Die Kinder haben häufig stark ausgeprägte körperliche Symptome wie Kopf- und Bauchschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen sowie Schlafstörungen.
Bei einer tatsächlichen Angst vor der schulischen Situation besteht eine Schulangst. Das Ausweichen vor der Schule kann begründet sein durch Mobbingerfahrungen, Angst vor dem Lehrer, Überforderung, Leistungsangst (Angst vor schulischen Anforderungen). Lernstörungen liegen häufig vor.
Schulschwänzen liegt vor, wenn der als unangenehm empfundene Schulalltag zugunsten angenehmer Aktivitäten vermieden wird. Dabei können auch Lernstörungen bestehen sowie auch weitere Auffälligkeiten des Sozialverhaltens.
Zur Klärung der Ursachen eines Schulabsentismus finden Gespräche und Untersuchungen (z.B. Leistungs- und Persönlichkeitsdiagnostik) statt, in der Regel unter Einbezug der Schule.
Je nach Dauer der Symptomatik und zugrundeliegenden Faktoren werden weitere therapeutische Maßnahmen geplant, wie z.B. ambulante Behandlung, teil- oder vollstationäre Aufnahme, Elternberatung und Schulgespräche. Möglicherweise sind Unterstützungsangebote des Jugendamtes sinnvoll.
Störungen des Sozialverhaltens
Die Störungen des Sozialverhaltens umfassen ein Muster von regelverletzendem dissozialem, aggressivem oder aufsässigem Verhalten mit Verletzungen altersentsprechender sozialer Erwartungen, welches länger als 6 Monate andauert. Sie kommen oft gleichzeitig mit schwierigen psychosozialen Lebensumständen vor und können mit deutlichen Symptomen einer emotionalen Störung, vorzugsweise Depression oder Angst, kombiniert sein. Leitsymptome sind u.a. ein deutliches Maß an Ungehorsam, Streiten oder Tyrannisieren, ungewöhnlich häufige oder schwere Wutausbrüche , Grausamkeit gegenüber anderen Menschen oder Tieren, erhebliche Destruktivität gegenüber Eigentum, Zündeln, Stehlen, häufiges Lügen, Schulschwänzen oder Weglaufen von zu Hause.
Zwangsstörungen
Zwangsstörungen sind gekennzeichnet durch sich wiederholende Gedanken, Impulse oder Handlungen z.B. des Waschens, Ordnens oder Zählens, die wenigstens 2 Wochen lang an den meisten Tagen bestehen. Zwangssymptome werden einerseits als zur eigenen Person gehörig erlebt, andererseits wird gegen sie zumindest teilweise (häufig erfolglos) Widerstand geleistet, da der Betroffene sie selbst als eigentlich sinnlos empfindet. Die ständige stereotype Wiederholung und der beschriebene innere Konflikt zwischen der Sinnlosigkeit einerseits und der momentanen Entlastung durch die Zwangsausführung andererseits werden von Betroffenen meist als unangenehm erlebt. Zwänge werden nicht selten auch als peinlich erlebt und gegenüber Dritten versteckt. Oft bestehen neben der Zwangssymptomatik auch Ängste, ein hoher subjektiver Leidensdruck und eine deutliche Beeinträchtigung der allgemeinen Aktivität.