Für die Behandlung der männlichen Jugendlichen wird ein Konzept verfolgt, welches auf einer speziellen Grundhaltung im Umgang basiert. Ein erster Schritt ist somit oftmals das Nachholen der Frühsozialisation, welche häufig mit ähnlichen Prozessen des Kleinkindalters verknüpft ist. Konkret bedeutet sie in den meisten Fällen die Eingrenzung und Modulation aggressiver Impulse mit einer anschließenden langsamen Übergabe in die Selbststeuerung des Jugendlichen. Die Umsetzung dieses Ansatzes erfolgt durch ein mehrstufiges Programm, welches auf einer Grundhaltung basiert die Bindungsentwicklung, Vertrauen, Sicherheit und Fehlertoleranz als zentrale Säulen beinhaltet.
Der Zeitraum, der für eine nachhaltige Nachreifung des Jugendlichen erforderlich ist, beträgt momentan erfahrungsgemäß drei bis fünf Jahre. Während dieser Zeit orientiert sich die Behandlung an vier therapeutischen Säulen.
Die erste Säule ist dabei die Förderung der Entwicklung, bei der individuelle Entwicklungsdefizite des Patienten in allen Lebensbereichen spezifisch gefördert werden sollen. Auch die Entwicklungsförderung wichtiger psychosozialer Kompetenzbereiche findet in dieser Phase Platz. Eine wichtige Rolle spielt dabei ein Lebensumfeld, das Nachreifung der Persönlichkeitsentwicklung ermöglicht und eine altersgerechte Lebensgestaltung und Angebote beinhaltet. Ein weiterer wichtiger Bestandteil dieser Phase ist die Resozialisierung.
Die zweite Säule trägt die störungsspezifische Behandlung im Fokus. Dabei wird eine gezielte therapeutische Beeinflussung diagnosespezifischer Störungen wie einer Psychose, ADHS, Borderline oder einer bipolaren Störung als Ziel verfolgt. In diesem Schritt bilden Psychoedukation, medizinische und psychopharmakologische Aspekte die Basis für verhaltenstherapeutische und störungsspezifische soziotherapeutische Aspekte als Behandlungsansätze.
Die dritte therapeutische Säule bildet die Therapie der Verstörung durch Psychotherapie unter Vorherrschen eines verstehenden Ansatzes. Gemeinsam mit dem Jugendlichen soll dabei ein Gesamt-Verständnismodell seiner Persönlichkeitsentwicklung erarbeitet werden, sodass der Patient dadurch Antwort auf die Frage „Wie bin ich dort hingekommen wo ich jetzt stehe?“ finden kann.
In der vierten therapeutischen Säule findet die Tatbearbeitung und das perspektivisch orientierte Risikomanagement statt. Der Patient soll mit Unterstützung des Therapeuten seine tatspezifische Lebensgeschichte rekonstruieren und seine Fehlentwicklung aufarbeiten. Dabei spielt das Bewusstwerden tatkonstituierender Faktoren in Zusammenhang mit der Klärung individueller Risikofaktoren eine Rolle. Der Patient soll darin unterstützt werden kognitive Verzerrungen zu erkennen und zu korrigieren und letztlich Opferempathie aufbauen sowie alternative Befriedigung zu suchen. Die Rückfallprävention und Erarbeitung eines Krisenplans bilden den Abschluss des Prozesses.